-  Stadtarchiv Wismar
 -  Abt. IV. Rep. 1. B Prozeßakten des Tribunals 1653-1803
 -  16.: 1. Kläger P

Standort: Stadtarchiv Wismar - Prozeßakten des Tribunals 1653-1803 - 16. 1. Kläger P


OAI-PMH
   
Signatur: (1) 2636
Prozessgegenstand: Implorationis Auseinandersetzung um die Leistung von Diensten
Alte Signatur: Wismar P 182 vol.1. u. 2 (W P n. 182)
Laufzeit: (1772) 31.01.1774-30.12.1775, 20.01.1777-
Fallbeschreibung: Bekl. hat Kl. aufgefordert, an zwei Tagen der folgenden Woche Fuhren nach Warin zu leisten, um dort von ihm gekauftes Baumaterial abzuholen, mit dem Bekl. in Sagerstorf ein neues Gebäude errichten lassen will. Kl. verweigern diesen Dienst, bitten das Tribunal, ihre dort schwebende Appellation grundsätzlich zu entscheiden und sie vor den immer neuen, ungerechtfertigten Forderungen des Bekl. zu schützen. Das Tribunal fordert Kl. am 02.02. auf, die geforderten Fuhren zu leisten, ermahnt aber auch den Kl., sich zu den in der Appellation gemachten Vorwürfen zu äußern. Am 02.02. bitten Kl. erneut, die Fuhren nicht leisten zu müssen, da es um zahlreiche Fuhren geht, die ihre Pferde und Wagen über Tage binden werden. Das Tribunal bestätigt am 08.02. sein Urteil vom 02.02. Am 29.04. fordert es auf die Bitte des Bekl. hin Kl. erneut zur Leistung der Fuhren binnen 8 Tagen auf, am 06.05. fordert es Bekl. nach Bitten der Kl. auf, diesen mitzuteilen, wieviele Fuhren er fordern wolle, damit diese ihre Arbeit planen können. Am 14.05. legt Bekl. dies vor, woraufhin das Tribunal am selben Tag die Kl. auffordert, die Fuhren unter sich aufzuteilen und umgehend zu leisten. Am 25.06. beschwert sich Bekl. erneut über nicht geleistete Fuhren, woraufhin das Tribunal den Kl.n bei Androhung sofortiger Execution" befiehlt, die Fuhren endlich zu leisten. Am 09.07. legen Kl. dar, daß sie seit Wochen für Bekl. fahren, dieser aber soviel Holz gekauft habe, daß sie auch in der Ernte Holz fahren müßten, um das Mandat des Tribunals zu erfüllen. Am 25.07. bezichtigt Bekl. sie der Lüge wegen des Umfangs der Holzfuhren. Am 03.08. beauftragt Tribunal den Bekl. erneut, die Fuhren aufzuschlüsseln. Dem folgt Bekl. am 10.09., am 26.09. fordert er erneut zur Leistung der Fuhren auf, die das Tribunal am 27.09. für den folgenden Freitag befiehlt. Am 07.10. bittet Bekl. um Exekution des Mandates, das Tribunal entsendet am 08.10. einen Unteroffizier mit 6 Mann nach Poel. Auf Befehl des Tribunals vom 14.10.1774 werden diese wieder abgezogen, da die Kl. begonnen haben, die Fuhren zu leisten. Am 24.02.1775 klagt Bekl. darüber, daß die Timmendorfer mit ihren Fuhren noch im Rückstand sind, erbittet ein Mandat des Tribunals an diese und erhält es am 25.02.1775. Am 23.09.1775 hat Bekl. erneut Holz in Neukloster gekauft, die Kl. zur Abfuhr aufgefordert und ist von diesen abgewiesen worden, so daß er ein Mandat an Kl. zur Abfuhr erbittet und dieses am 25.09. erhält. Da Kl. trotzdem die Fuhren verweigern, werden am 10.10.1775 erneut 1 Unteroffizier und 6 Mann zur Exekution nach Poel verlegt. Am 14.10. bieten die Kl. an, wöchentlich 2 Tage Holz zu fahren, bis alles bisher gekaufte Holz aus Neukloster abgeholt ist und bitten um Aufhebung der Exekution. Dies erfolgt am 20.10.1775. Am 20.01.1777 lädt das Tribunal beide Seiten zu Vergleichsverhandlungen auf den 10.03. ein. Nachdem diese gescheitert sind, wenden sich die Kl. am 03.06.1777 gegen neue Fuhren und Extradienste, dem Bekl. wird vom Tribunal am 05.06. aufgetragen, die Kl. während der Zeit, wo diese ihren Acker bestellen müssen, mit solchen Diensten zu verschonen. Das Tribunal fordert Kl. am 12.08.1777 zur Leistung der Dienste auf. Am 25.07.1780 und 03.02.1783 bittet Bekl. um Leistung von Diensten bei der Reparatur des Poeler Amtshauses; das Tribunal weist die Kl. am 07.02.1783 entsprechend an. Am 07.07. entscheidet das Tribunal, daß die Kl. zu keinen Extra-Handdiensten verpflichtet seien, anderweitiges durch die Bekl. zu beweisen sei. Der Bekl. ergreift am 16.08.1783 gegen dieses Urteil restitutio in integrum. Am 24.01.1785 lädt das Tribunal die Parteien auf den 13.06. zu einem Vergleich ein. Dieser wird auf mehrfache Anträge der Parteien auf den 09.05.1786 verlegt, gelingt schließlich durch beiderseitige Kompromisse und wird vom Tribunal am 10.07.1786 bestätigt.
Prozessbeilagen: (7) von Notar J.C. Lehmann aufgenommene Aussagen des Strandreiters Möller vom 08. und 18.06., 22.07, 26.09., 06.10.1774, 17.03., 23.09., 04. und 09.10.1775; Aufschlüsselung noch ausstehender Fuhren; Aufstellung der 1772 geleisteten Dienste für verschiedene Bauten; von Notar Carl Christoph Schultesius aufgenommene Zeugenaussagen des Tischlermeisters Johann Tempel und des Bernhardus Andreas Kiemgröhn vom 26.10.1775; Gewettsprotokoll vom 15.11.1775; Articuli Probatoriales; Prozeßvollmacht der Kl. für Dr. Nürenberg vom 03.07.1777; Schreiben des Bekl. an Tribunalspräsidenten von Höpke und dessen Antwort vom 20.05.1777; von Notar G.M. Hermes aufgenommene Aussage des Strandreiters Möller vom 17.05.1777; Nachrichten des Strandreiters Müller vom 31.01., 10.02. und 01.04.1783
Instanzenzug: 1. Tribunal 1774-1783 2. Tribunal 1783-1786
Kläger: (2) sämtliche Hausleute auf Poel kgl. schwedischen Anteils
Beklagter: Heinrich Christoph Jörns, Amtsmann auf Poel
Anwälte: Kl.: Dr. Joachim Christoph Gabriel Hasse (A & P), seit 14.03.1775: Dietrich Carl Bohse (A), Dr. Theodor Johann Quistorp (P), seit Oktober 1775: Johann Wilhelm Fürchtnicht (A), seit 1777: Dr. Friedrich Nürenberg (P), seit 1783: Dr. Johann Christian Koch (A) Bekl.: Johann Nikolaus Kindt (A), Dr. Johann David Lembke (P), seit März 1774: Philipp Wilhelm Sengebusch (A), seit 1777: Dr. Joachim Christoph Ungnade (A & P), seit 1783 Philipp Wilhelm Sengebusch (A), Dr. Johann David Lembke (P)

Bestellnummer: Stadtarchiv Wismar (Abt. IV. Rep. 1. B Prozeßakten des Tribunals 1653-1803) (1) 2636