  OAI-PMH
| Signatur: (1) 0916 Prozessgegenstand: Citationis Auseinandersetzung um Widerstand gegen die Staatsgewalt Alte Signatur: Wismar F 122 (W F n. 122) Laufzeit: (1773-1777) 22.03.1777-13.04.1779; 06.07.1784 Fallbeschreibung: Fiskal beschuldigt Bekl. zwei entlaufene Leibeigene, Louise Wolterstorff und Johann Detlef Schwanbeck, bei sich aufgenommen und versteckt, und gegen den Befehl des Tribunalspräsidenten nicht an ihren rechtmäßigen Besitzer, den Herrn von Bassewitz, ausgeliefert zu haben. Kl. bittet um Vorladung an Bekl., Gefängnis- und Geldstrafe von 500 Rtlr. Das Tribunal lädt Bekl. am 24.03.1777 auf den 08.04. vor. Am 26.03. bittet Bekl., die für die Wirtschaft dringend benötigten Schreiber Seyer und Holländer Krüger freizulassen, die in der vergangenen Nacht von Soldaten der Wismarer Garnison inhaftiert worden sind und bürgt mit seiner gesamten Habe dafür, daß sich die beiden den Gerichtsprozessen stellen werden. Das Tribunal fordert am 27.03. den Kl. zur Stellungnahme auf, die am 28.03. eingeht und in der sich Kl. gegen die Entlassung der beiden ausspricht. Am 29.03. fordert das Tribunal Bekl. zur Kaution von 100 Rtlr pro Gefangenem auf, am selben Tag und am 01.04. trägt Kl. weitere Beweise vor, bittet Haft aufrechtzuerhalten und in den Hof Jörns Soldaten zu legen, um den Aufenthaltsort der Leibeigenen und anderer Entwichener herauszufinden. Am 02.04. legt Bekl. die Kaution vor, erbittet Freilassung seiner Angestellten und leugnet die Namen derjenigen zu kennen, die sich den Soldaten entgegengestellt haben. Am 03.04. ordnet das Tribunal die Entlassung Seyers und Krügers an. Der Fiskal erbittet die Inhaftierung mehrerer Drescher und Knechte von Oertzenhof, die an dem Gewaltakt beteiligt gewesen sein sollen. Am 05.04. legt Kl. weitere Verhörprotokolle vor und erbittet Bestrafung der Betroffenen, am 07.04. entläßt er einige der Untertanen aus der Haft. Am 08.04. legt er Fragen für das Verhör des Bekl. vor, das am selben Tag stattfindet. Am 09.04. werden die anderen inhaftierten Poeler Dienstleute entlassen. Am 17.05. bittet Kl. um Befragung mehrerer Zeugen von Poel, die vom Tribunal am selben Tag vorgeladen werden. Am 28.05. erbittet Bekl. Fristverlängerung für seine Antwort, die am selben Tag abgelehnt wird. Am 31.05. erbittet Bekl. erneut die Verschiebung des Zeugenverhörs, die am selben Tag auf den 16.06. verschoben wird. Am 03.06. bittet Kl. um vorzeitige Vernehmung des Hans Hinrich Möller, der in Stralsund als Soldat in den Dienst getreten ist und erhält am selben Tag die Erlaubnis des Gerichts. Am 06.06. beauftragt das Tribunal Protonotar Sander mit dem Zeugenverhör. Am 12.06. bittet Bekl., den Notar Amend zum Verhör zuzulassen und übergibt Fragen an die Zeugen. Das Tribunal läßt die Fragen zu, lehnt aber die Teilnahme des Notars ab. Am 14.06. legt Kl. die Ladungen an die Zeugen vor, am 24.07. reicht Protonotar die Protokolle der Zeugenbefragung ein, am 28.07. bittet Kl. um Termin zur Eröffnung des Kommissionsprotokolls. Das Tribunal setzte am 30.07. den 04.08. dafür an. An diesem Tag erbittet Anwalt des Bekl. Fristverlängerung, die er am selben Tag erhält. Am 18.08. erbittet Bekl. Fristverlängerung, da er einen Gegenbeweis führen will, die er am 19.08. erhält. Am 06.09. legt er seine Fragen für das Zeugenverhör vor, am 09.09. beauftragt das Tribunal Protonotar Sander mit dem Verhör. Am 12.09. überreicht Kl. Rechnungen für die Kommission, die am 20.09. ad acta genommen werden. Am 20.09. bittet Kl., nicht alle Verhörartikel des Bekl. zuzulassen und überreicht eigene Fragen an Zeugen. Das Tribunal fordert Bekl. am selben Tag zur Erwiderung auf. Am 03.11. reicht der Protonotar seinen Bericht über die Zeugenbefragung ein. Am 25.11. fordert Kl. Bekl. zur Bezahlung und Auslösung des Verhörprotokolls auf und bittet, ihn ansonsten nicht zum Gegenbericht zuzulassen. Das Tribunal erläßt das Mandat am 28.11. Am 08.12. trägt Bekl. seine Beschwerden gegen die Rechnung vor, am 18.12. kürzt das Gericht die Forderungen und fordert zur zügigen Bezahlung auf. Am 22.12. legt Bekl. das Verhörprotokoll vor, das Tribunal setzt am selben Tag die Öffnung der Akten auf den 23.12.1777 an und führt sie durch. Am 19.01.1778 wertet Kl. die Zeugenaussagen aus und stützt darauf seine Klage, daß Bekl. gewußt habe, daß er entlaufene Leibeigene versteckt habe. Das Tribunal fordert Bekl. am 23.01. zur Erwiderung auf, die am 03.02. eingeht und in der Bekl. um Mitteilung einiger ihm bisher unbekannter Beweismittel der Anklage bittet. Am 06.02. gewährt ihm das Gericht 6 Wochen Frist zur Durchsicht dieser Akten und fordert ihn auf, die fehlenden Akten zu benennen. Dem folgt Kl. am 09.02. Am 17.02. legt Protonotar Sander dem Gericht das Protokoll vor, am 24.02. bittet Kl. um Eröffnung der Akten, die das Tribunal am 26.02. auf den 28.02. ansetzt. Am 18.03. trägt Bekl. seine ausführliche Verteidigung vor und leugnet die Vorwürfe des Kl.s. Das Tribunal teilt Kl. dies am 21.03. mit und schließt die Beweisaufnahme. Am 04.05. erbitten Parteien Prozeßbeschleunigung, am 06.07.1778 entzieht Tribunal dem Bekl. die Justizverwaltung im Amt Poel und verurteilt ihn zu 500 Rtlr Strafe und sämtlichen Kosten, die dem Fiskal enstanden sind. Sein Anwalt wird wegen Weitläuftigkeit und anzüglicher Schreibart" zu 50 Rtlr Strafe verurteilt. Am 15.08. und 10.10.1778 kündigt Bekl. Revision gegen das Urteil an und erbittet Fristverlängerung, die am 10.11. von Tribunal abgelehnt wird. Das Gericht weist Kl. am 10.11. zur Aufstellung der Kosten und zu Vorschlägen für die Rechtspflege auf Poel an. Am 21.12. bittet Bekl. zunächst darum, seine Revision anzunehmen, obwohl die Frist zur Einlieferung bereits verstrichen ist und legt dann einen umfangreichen Schriftsatz vor, in dem er sich umfassend verteidigt und seine Unschuld bei der Auslieferung der Leibeigenen beteuert. Am 28.12.1779 fordert das Gericht Bekl. und seinen Anwalt auf, Eide zu leisten und 150 Rtlr "Succumbentz-Gelder" in der Kanzlei zu bezahlen, bevor weitere Entscheidungen fallen und weist Kl. zur Stellungnahme an. Am 29.01. stattet Bekl. Revisionseid ab, am 05.02. wird Kl. zur Stellungnahme binnen 2 Monaten aufgefordert. Am 20.03. besteht Kl. auf seiner Anklage und widerlegt die Aussagen des Bekl. Das Tribunal erklärt am 26.03.1779 das Ende der Beweisaufnahme. Am 13.04. weist Tribunal Bekl. an, für Revision weitere 100 Rtlr an Kanzlei zu zahlen. Am 06.07.1784 bittet Bekl., ihm die Rechtsprechung über Poel zurückzuübertragen und verzichtet auf die Revision. Die Entscheidung des Gerichts vom selben Tag erhellt nicht, da ein Extrajudicialprotokoll, auf das verwiesen wird, der Akte nicht beiliegt. Prozessbeilagen: (7) Anweisung des Tribunalspräsidenten von Höpke an Bekl. vom 13.11.1776; AG-Protokoll vom 22.02.1777 mit Vernehmung des Johann Detlef Schwanbeck, Schreiber Jochim Zimmermann; Aktennotiz des Sekretärs Bohse vom 18.02.1777; von Notar Johan Christian Samuel Martienssen aufgenommene Aussagen des Schreibers Jochim Friedrich Zimmermann und des Korporals vom Leibregiment Adam Christoph Brügmann vom 10.03.1777; Schreiben des Wismarer Stadtkommandanten Oberstleutnant von Hintzenstern an Tribunalspräsidenten von Höpke vom 15.03.1777; Schreiben des Rittmeisters B.J. v. Bassewitz zu Neuhof an Hauptmann von Köhler vom 09.03.1777; Befehl Hintzensterns an Korporal Bruckmann vom 09.03.1777; Protokoll einer Beratung im Hause Hintzensterns mit Kapitän Köhler und Fähnrich Hüsinge vom 14.03.1777; Supplik des Bekl. an Präsident v. Hoepke vom 18.03.1777; Gerichtsprotokoll auf dem Hof Neuhof in Anwesenheit des Rittmeisters von Bassewitz, Hauptmann von Bülow auf Steinhagen und Leutnant von Bülow mit Vernehmung des enlaufenen Leibeigenen Johann Detlef Schwanbeck vom 22.02.1777; Schreiben des B.J. von Bassewitz an Bekl. vom 16.11.1776; Pro Memoria des Bekl. (o.D.); Schreiben des B.J. v. Bassewitz an Präsident v. Hoepke vom 19.03.1777; Aussage Krügers vom 27.03.1777; Protokolle des Kl.s über Verhöre Krügers und Seyers vom 29. und 31.03., 01.04.1777; Schreiben A.N. v. Höpkes zu Stralsund an Tribunalspräsident v. Hoepke vom 29.03.1777; Kautionsnotul des Bekl. vom 02.04.1777; Aufstellung über Angestellte Jörns; Promemoria des Kl.s vom 03.04.1777; Verhörprotokoll des Ochsenknechts Friedrich Peter Kussow, des Dreschers Jochim Ziems und der Katenleute Hans Hinrich Möller, Hinrich Schultz, Jochim Roahl und Friedrich Plaghoeft vom 02.04.1777; Verteidigungsschrift des Bekl. vom 08.04.1777; Briefe des Tribunalspräsidenten v. Hoepke an Bekl. vom 02. und 06.05.1775, 13.11.1776, 05.03.1777; Aussage des Strandreiters Jochim Möller auf Poel vom 26.03.1777; Aussage des Pastors Zastrow von Poel vom 26.03.1777; Schreiben des Bekl. an Tribunalspräsidenten vom 17.03.1777; Verhörprotokoll des Bekl. vom 08.04.1777; Aussage des Strandreiters Möller vom 26.05.1777; Schreiben Sengebuschs an Bekl. vom 29.05.1777; Fragenkatalog des Bekl. vom 12.06.1777 an Zeugen; von Tribunalspedell C.H. Siegmund ausgestellte Übergabequittungen für 6 Tribunalsmandate vom 22.05.1777; Articuli Reprobatoriales des Bekl. für Hans Heidmann, Hans Jürgen Beutin, Hans Möller, Jochim Schultz, N N Wilhardt, Hans Körtner, Carl Ludwig Helmboldt, Johann Tempel, Peter Weis, Hans Kohstar, Jasper Freyer, Johann Frost, Detlef Schmidt, Hinrich Hermann, Jacob Hafcke, Friedrich Tessin, Johann Jochim Steinhagen, Gottlieb Enter, Johann Schult, Daniel Bartels und Jochim Siems vom 06.09.1777; Rechnung über Kommissionsgebühren des Notars G.M. Hermes vom 25.07.1777 (33 Rtlr 8 s); Fragen des Fiskals an Zeugen vom 20.09.1777; Kommissionsgebühren des Notars G.M. Hermes vom 04.10.1777 (69 Rtlr 36 s); Protokolle der Verhöre von Johann Schwanbeck, Jochim Friedrich Seyer, Otto Christoph Krüger, Jochim Friedrich Zimmermann, Adam Christoph Brüggmann, Gabriel Samuel Risch, Johann Friedrich Peter Russow, Hans Hinrich Möller, Friedrich Ploghoeft, Jochim Hinrich Lörchner, Johann Jochim Möller, Greth Marie Möller vom 16.06., 06., des Hans Jürgen Heidemann, Hans Jürgen Beutin, Hans Hinrich Möller und Hinrich Jochim Schultz vom 23.09., des Johann Hinrich Wilhard, Hans Körtner, Carl Ludwig Helmbold und Johann Christoph Tempel vom 26.09., des Peter Weiß, Hans Köster, Jasper Freyer und Johan Trost vom 29.09., des Detloff Cordt Schmidt, Jochim Hinrich Hermann, Friedrich Tessien und Johann Jochim Steinhagen vom 30.09., des Jacob Häfke, Gottlieb Christoph Enter, Johann Samuel Schütt, Daniel Hinrich Bartels und Jochim Siems vom 02.10. sowie des Daniel Bartels vom 06.10.1777; Verhörprotokoll Seyers vom 07.02.1778; Urteil des Landgerichts Güstrow in Sachen Johann Michael Kressers nachgelassene Kinder und Erben vs. Heinrich Christoph Jörns in pcto der Ausantwortung der in der Specification de dato Jesendorf den 14.06.1760 enthaltenen Gelder und Sachen vom 25.10.1777; von Notar Heinrich Proehl aufgenommenes Protokoll über Verhör von Holländer Johann Baumann, Tagelöhner Christian Helm, Knecht Jochim Evert, Sophia Seyer, Ehefrau des Schreibers Seyer, Dienstmädchen Carolina Höfner und Schreiber Jochim Friedrich Seyer, Peter Steinhagen, Gabriel Lembke, Peter Holzmann, Hans Beyer, Claus Evert, Jochim Schroeder und Hans Schabbel vom 11.02.1778, des Zimmermeisters Johann Christoph Tempel vom 20.02.1778, des Amtsschreibers Carl Ludwig Helmbold und des Amtsvogts Hans Körner vom 11.02.1778, des Hans Heinrich Möller vom 12.02.1778; Protokoll des Amtsgerichts Neustadt in Holstein vom 15.01.1778; Brief des Joachim Seyer an Johann Schwanbeck vom 16.04.1777; von Notar Joachim Christoph Lehmann aufgenommene Aussage des Schreibers Carl Friedrich Borgwedel und des Strandvogts Claus Barten vom 27.02.1773 und des Hausmanns Mathias Schmidt vom 14.12.1773; Anweisung des Bekl. an Einwohner Poels vom 06.01.1773; Prozeßvollmacht des Bekl. für Dr. Ungnade vom 03.06.1778; Erklärung J.F. Böttchers vom 16.12.1778; Revisionseide für Bekl. und seinen Anwalt Böttcher Instanzenzug: 1. Tribunal 1777-1778 2. Tribunal 1778-1784 Kläger: (2) Johann Franz von Palthen als Fiskal des Tribunals Beklagter: Heinrich Christoph Jörns, Amtmann auf Poel Anwälte: Bekl.: Philipp Wilhelm Sengebusch (A), Dr. Joachim Christoph Ungnade (P), seit 09.07.1777: N N Tiedemann aus Schwerin (A), seit 18.03.1778 H.G. Suel aus Güstrow (A), seit 21.12.1778: Johann Friedrich Böttcher aus Güstrow (A)
Bestellnummer: Stadtarchiv Wismar (Abt. IV. Rep. 1. B Prozeßakten des Tribunals 1653-1803) (1) 0916 |