 
OAI-PMH
 | Signatur: (1) 2719
Prozessgegenstand: Querulationis nullitatis Auseinandersetzung um falsche Beschuldigungen
Alte Signatur: Wismar R 38 (W R 2 n. 38)
Laufzeit: (1692) 24.12.1692-27.01.1693
Fallbeschreibung: Im Herbst 1692 ist Hans Stolte vom Amtsgericht zu Poel der Zauberei angeklagt und nach Rechtsgutachten einer Juristenfakultät zum Scheiterhaufen verurteilt worden. Vor seinem Tode hatte er, ohne gefoltert worden zu sein, Kl. ebenfalls der Hexerei beschuldigt und sie für den Tod von Ochsen und Pferden der Nachbarn verantwortlich gemacht. Als Kl. darauf drängen, mit ihm konfrontiert zu werden und seine Beweise zu hören, bringt Stolte vor, der Teufel persönlich habe ihm berichtet, daß Kl. Zauberer seien. Daraufhin werden die Akten vom Amtsgericht an die Juristenfakultät Greifswald gesandt, die Kl. zu Haft und weiterer Befragung verurteilt. Kl. appellieren an das Tribunal, um das Urteil für nichtig erklären zu lassen und bringen zahlreiche Argumente gegen die Rechtsprechung des Amtsgerichtes vor, das ihnen u.a. Rechtsbeistand verweigert und eine schwerer belastete Mitangeklagte freigelassen hat. Das Amtsgericht bringt die Inquisitionsakten am selben Tag bei. Am 28.12.1692 bitten Kl. um Aufhebung der Gefangenschaft. Am 02.01.1693 bringt das Amtsgericht einen Bericht aus Holstein über einen von Ruge vor 34 Jahren begangenen Totschlag und seine Flucht bei, am 07.01. eröffnet das Tribunal die Akten der Vorinstanz. Am 23.01.1693 kassiert das Tribunal das Urteil des Amtsgerichts, spricht Kl. von allen Anschuldigungen frei und entbindet ihn auch wegen des Totschlags von weiterer Verfolgung.
Prozessbeilagen: (7) 2 Urteile des Amtsgerichts zu Poel vom 20.12.1692; Auszug aus dem Inquisitionsprotokoll gegen Hans Stolte vom 30.09.1692; Auszug aus dem Protokoll der Konfrontation der Kl. mit Stolte vom 21.10.1692; Schreiben des Poeler Pastors Martin Cassius an Dr. Oldenburg (o.D.); Schreiben des Otto von Qualen zu Siggen aus Holstein an das Amtsgericht auf Poel vom 27.12.1692; Protokoll des Gerichtstages vom 07.01.1693
Instanzenzug: 1. Amtsgericht zu Poel 1692 2. Tribunal 1692-1693
Kläger: (2) Peter Ruge und dessen Söhne Peter und Claus (Bekl. in 1. Instanz)
Beklagter: gräflich Steinbergsches Amtsgericht auf Poel
Anwälte: Kl.: Dr. Johann Oldenburg (A & P) Bekl.: Dr. Adam von Bremen (A & P)
Bestellnummer: Stadtarchiv Wismar (Abt. IV. Rep. 1. B Prozeßakten des Tribunals 1653-1803) (1) 2719 |
